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mutausbruch #8: Das hier ist ein Liebesbrief!

 

Der Liebesbrief ist auf Instagram bei meiner Abstimmung auch zur Auswahl gestanden und da ganze 45% dafür gestimmt haben, schreibe ich den hier natürlich auch noch.
Ich hoffe ihr habt euch jetzt nicht einen klassischen Liebesbrief erwartet, das wäre immerhin ja viel zu persönlich und da mein Liebesleben jetzt sowieso nicht das aufregendste ist, kann ich euch so etwas leider nicht bieten 😛

Ich hoffe ihr verzeiht mir – aber ich finde die Idee hier auch ganz cool.
Eigentlich war es mein Papa der mich zum nachdenken gebracht hat aber dafür muss ich jetzt ein bisschen ausholen.

Die Vorgeschichte.
Als ich vor zwei Jahre nach Wien gezogen bin, war ich natürlich oft bei Ikea und irgendwann hatte ich, trotz meines schwarzen Daumens, die grandiose Idee, Pflanzen in meinem Zimmer aufzustellen. Gesagt getan schenkte mir mein Dad drei kleine Kakteen und eine groooße Pflanze. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mal welche Pflanze das ist aber ich vermute mal es ist eine Palme. Also eine Mini Palme. (Sorry an alle Pflanzenliebhaber aber ich hab wirklich keinen Plan).
Ein Kaktus hat nicht mal ein Monat überlebt – der Arme ist gleich nach drei Wochen eingegangen. Aber die anderen zwei Kakteen und die Palme sind noch am Leben und ich sag euch eines: das grenzt direkt an ein Wunder!
Ich habe immer entweder zu viel gegossen oder zu wenig aber irgendwie kamen die drei immer durch und waren richtig dankbare Pflanzen. Ein Traum von Pflanzen quasi. Pflanzen, Pflanzen, Pflanzen – zählt mal mit wie oft das Wort hier vorkommt!

Na ja, an dieser Stelle gehen die Props an meine Kakteen auf meinem Fensterbrett aber sorry Jungs, um euch geht’s nicht primär!

Mein Papa fragte mich circa jedes halbe Jahr ob’s denn der Palme noch gut geht und surprise, es ging ihr immer gut obwohl ich mit ihr alles falsch gemacht habe, was man nur falsch machen kann. Ich dachte eigentlich nie so wirklich darüber nach, was für eine Kämpfernatur die Palme eigentlich ist, bis vor kurzem.
Ich war drei Monate nicht in Wien und die Palme sah keinen einzigen Tropfen Wasser. Mein Papa und ich waren beide davon überzeugt, dass wenn ich wieder in die Wohnung komme, die Pflanze dramatisch verstorben ist aber hey, ich kam in mein Zimmer und wer „lächelte“ mich aus dem Eck aus an?
Meine Palme! (Ich hab ihr keinen Namen gegeben, da das ja vielleicht schon ein bisschen komisch wäre..Moment.. eigentlich schreibe ich gerade einen Liebesbrief an sie haha!)
Ok jetzt ist es raus – der Brief hier geht an meine Palme. Mein Papa und ich dachten lange darüber nach was diese Kämpfernatur schon alles mitmachen musste und ich sag euch eines: das war nicht wenig.
Jetzt stellt euch mal vor was sie schon alles erleben musste, welches Trauma sie zu verarbeiten hat und zusätzlich auch überhaupt nicht gepflegt wurde. Dankbarstes Ding ever <3 Aber jetzt zum eigentlichen Brief.

 


Der Brief.

Hallo liebe Palme, ich bin leider ganz schlecht im Liebesbrief schreiben, deswegen weiß ich leider auch nicht genau wie man so etwas anfängt aber vielleicht starte ich mal mit ein paar Dankesworten. 
Du und ich sind jetzt schon zwei Jahre lang Seite an Seite. Wir gingen durch dick und dünn. Erinnerst du dich noch an die Zeit, in der ich zuerst mega schlank war und danach gefühlte 30kg mehr auf den Rippen hatte? – genau das meine ich. Oder wie ich nach Hause gekommen bin und du einen Ast verloren hast (nennt man das bei Palmen eigentlich Ast? Ist das überhaupt wirklich eine Palme???). Wie gesagt: durch dick und dünn. Auch du hast ein paar Kilos verloren und zugenommen.

Nachdem du direkt in meinem Zimmer stehst, stehst du immer neben mir wenn ich am Schreibtisch sitze und lerne, immer vor mir wenn ich im Bett liege und du stehst immer hinter mir wenn ich in den Spiegel schaue (ui, schöne Metapher Antonia – danke!).
Du warst da als ich tagelang vor lauter Kummer nichts essen konnte und hast auch nichts gegessen beziehungsweise getrunken (ok das war eigentlich nur weil ich dich nicht gegossen habe aber egal). Du hast mehr Tränen gesehen als alle meine Freunde und du warst immer ein stiller Begleiter. Auch wenn du logischerweise nicht reden kannst, bist du nicht eingegangen, obwohl du jeden Grund dazu hattest, einfach alle Blätter und Äste abzuwerfen und von uns zu gehen. Du hast alles einfach so hingenommen.

Wenn ich, wie fast jeden Tag, meine Musik auf volle Lautstärke gestellt habe, macht dir das auch nichts aus und du musst jedes Lied ertragen – ganz oft auch das selbe Lied 20 Mal. Manchmal frage ich mich ob du die Lyrics eigentlich schon besser drauf hast als ich?

Wenn bei uns zuhause wiedermal ein Vorglühen stattfand, musstest du Lärm, laute Musik und Dreck ertragen. Selbst als die Nachbarn bei uns vor der Haustüre standen warst du dabei und ich bin mir sicher – du hast danach mindestens genau so gelacht wie wir! Und falls du jemals mit Wodka gedünkt wurdest (kann ich leider auch nicht ausschließen), dann tut mir das wirklich leid.

Du warst dabei als bei uns die Feuerwehr vor der Haustür stand, weil eine von uns einen Topf anbrennen hat lassen, warst dabei als ich unterschrieb dass wir für den Samariterbund monatlich nicht wenig Geld zahlen (ich kann einfach nicht nein sagen), warst dabei als Sara und ich verzweifelt unsere Eltern und dann den Gasnotruf angerufen haben, weil schon wieder irgend etwas angebrannt war und insgeheim glaube ich, da hattest mehr Spaß mit uns, als wir uns überhaupt vorstellen können!

Jeden schlechten Film und jedes miese Abendprogramm hast du ertragen – von Dancing Stars, über Teenager werden Mütter bis hin zum Bergdoktor.
Wenn mein Zimmer der größte Saustall war, so dass nicht mal mehr das WLAN richtig durchgekommen ist, hast du weitergelebt und mir mehr Sauerstoff geschenkt.
Nach jedem Streit hast du mich fluchen gehört und konntest meine Tränen zählen.
Jeden Morgen wenn ich aufwachte und mir ging es beschissen hast du mich nicht alleine gelassen.

Ich könnte wirklich noch so viele Dinge aufzählen, die du mit mir erlebt hast aber eigentlich möchte ich mich nur bedanken dass du die Blätter nie hängen lassen hast (okay, einmal haben drei Blätter geschimmelt haha) und bei jeder Sache standhältst.

Einfach nur DANKE. Ich hoffe wir beide können noch ganz viele Momente gemeinsam sharen und eines versprech‘ ich dir: mein Dad wird nie wieder vermuten müssen ob du überhaupt noch lebst weil ich mich mehr um dich kümmern werde! (Und ja, wir wissen beide dass das nicht passiert aber das ging jetzt schon zwei Jahre so. Also auf die nächste zwei Jahre. Und die nächsten zwei. Und die nächsten .. <3 ).

Deine Antonia.

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1 Comment

  1. Antworten

    fillequebecoise

    Oktober 17, 2017

    Was für ein grandioser Text! 👏👍 richtig süß geschrieben 😁
    Manchmal muss man auch einfach den kleinen Dingen danke sagen, die einen schon lange begleiten 🙂
    Schöne Botschaft dahinter finde ich 💕
    Silke xoxo

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