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Die Kontrolle über den eigenen Körper verlieren. {Gastbeitrag}

Mit etwas über 16 Jahren begann bei mir nach einem einwöchigen Urlaub alles mit dem Wunsch „ein paar Kilo“ abzunehmen, bis dies immer einfacher wurde und ich so immer „leichter“ wurde – bis fast zur Hälfte meiner Selbst. Irgendwann war ich eindeutig darin gefangen, verlor meine Lebensfreue, Chancen, Freunde, und schließlich – im Nachhinein betrachtet – würde ich manchmal sagen verlor ich diese Lebensjahre.

 

Was ich am meisten bereue?

Dass ich keine Hilfe wollte. Keiner muss mit so einer Situation allein fertig werden, dafür gibt es sehr gut ausgebildete Menschen, man muss sich „nur“ darauf einlassen. Lass es zu, jeder darf mal Fehler machen.

 

Warum so öffentlich darüber geschrieben werden soll?

  • weil es viele verschiedene Arten von Essstörungen gibt, nicht nur Anorexie, Bulimie sondern andere Arten die teils für Außenstehende unsichtbar sind oder nur von engsten Vertrauten erkennbar sind. Oft beginnt es mit einer vermeintlich harmlosen Diät, doch der Prozess hin zum Zwang das Essen mit einer Waage zu kontrollieren, den Tagesablauf rund ums Essen zu planen, ein Repertoire an Ausreden aufzubauen um nicht mit anderen zusammen essen zu müssen, Verabredungen ausfallen zu lassen, …ist meist schwierig zu erkennen.
  • weil ich mich noch zurückerinnern kann an die Hilflosigkeit & an die Tränen in den Augen von Eltern, meiner Schwester, Freunden.
  • weil ich mir wünsche solche Probleme wie Essstörungen, Depressionen aus dem Tabubereich zu holen. Jeder verdient es zu leben, dessen Chancen wahrzunehmen & glücklich zu sein, auch wenn man in manchen Momenten denkt dem wäre nicht so.
  • weil ich gegen den Bodyshaming-, Fitnesstrend bin, dazu anregen möchte seine eigenen Urteile zu hinterfragen, wenn man jemand „zu dünnen“ oder „zu dicken“ sieht; dazu anregen möchte sich nicht ständig zu vergleichen, weil jeder und jede anders ist, eine andere Veranlagung hat, andere „Pakete“ zu tragen hat, eine andere Persönlichkeit hat.

 

Warum genau jetzt?

Genauso wie es keinen Tag gab an dem ich mich plötzlich als essgestört bezeichnet hätte, gab es auch keinen Tag ab dem ich mich als „geheilt“ bezeichnet hätte, weil auch dabei handelte es sich um einen Prozess mit teilweise Schritten zurück, aber zum Glück mehr Schritten vorwärts in Richtung „Ich selbst“ zurück. Mittlerweile kann ich sagen, dass ich etwas geschafft habe, was ich dachte es wäre nie mehr möglich: ein Leben zu führen in dem sich nicht alles um Nahrungsmittel dreht, ohne die ständige Angst zurückzufallen in die Abwärtsspirale. Man spürt sich endlich selbst wieder. Ich esse nach wie vor gerne Obst, Gemüse, koche & backe auch noch gern, treibe noch regelmäßig Sport, aber alles ohne diesen innerlichen Zwang, der mal ständig da war. Für mich sind es nun LEBENS-mittel, die mein Körper braucht, ich esse ohne (zu)viel nachzudenken, genieße es. Allerdings ist es nicht mehr als das, denn es gibt Wichtigeres.

 

Die Gefühle zu diesem Thema kamen erstmals wieder hoch, als ich auf Social Media eine Nachricht einer Bloggerin erhielt die mir Komplimente zu meiner Ausstrahlung machte und mich als „Challengerin“ gewinnen wollte, woraufhin ich unter anderem antwortete gegen derartiges öffentliches Zurschaustellen von „gesunden Lebensstilen“ bin, um mich selbst zu schützen und mir wünschte, dass andere davon geschützt werden würden. Dabei hab ich mich selbst ertappt voreilig zu urteilen ohne ihren Blog zu kennen, da sie antwortete „sie sei selbst mal zu sehr in Essstörungen involviert gewesen“ und es sei „ihre Art mit dem Thema umzugehen“. Ein paar Wochen danach war ich durchs Ansehen von alten Fotos wieder mit meiner eigenen Vergangenheit konfrontiert und aufgewühlt, da ich solche Erfahrungen keinem wünsche und zeigen möchte, dass es wieder einen Weg von der Magersucht oder anderen psychischen Erkrankungen gibt. Den endgültigen Entschluss meinen Bericht nun wirklich zu veröffentlichen fasste ich dann nach dem Buch „Intuitiv abnehmen – zurück zu natürlichem Essverhalten“, weil ich in dessen Prinzipien einiges wiedererkannte was ich in den letzten 2,5 Jahren intuitiv wohl „richtig“ gemacht habe ohne das Buch zu kennen. Anderes davon möchte ich nun selbst noch weiter hinterfragen, obs zu mir passt oder auch nicht.

 

Beginne mit deinem Weg zurück ins Leben, es ist sehr schön hier!

Tanze-lebe-liebe-lache

 

Beste Grüße,
V.

 

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Schicke einfach eine Mail an: antonia@mutausbrueche.com

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